schon am Flughafen in Manchester war die Vorfreude sichtbar, überall sah man Leute mit hellblauen Trikots. Sie kamen aus Dublin, Oslo, Kopenhagen und aus Deutschland. Fünf Stunden vor Spielbeginn wurde der Hauptbahnhof Piccadilly Station ebenfalls mit Hellblau geflutet. ManCITY ist wirklich CITY. Mit dem Bus fuhr ich insgesamt zwanzig Minuten zum Hotel. Das Holiday Express befindet sich in den Eastlands, also im Dunstkreis des Stadions von ManCITY. Nach dem Einchecken haute ich mich noch ein Viertelstündchen aufs Ohr und machte mich dann die rund 45 Minuten zu Fuß auf den Weg ins Etihadstadium. Überall dasselbe Bild, Supporters voller Vorfreude
Vor der Mary`s D standen die Leute Schlange für ein Pint Bier:
Vor dem Ground verspeiste ich, wie üblich, die Portion Fish&Chips und ging es hinein zum Block 140, Reihe A. Es war so etwas wie ein Familienblock. Bei der Bestellung des Tickets am 15. April war dies der einzige Block, welcher noch Plätze direkt am Spielfeld hatte. Egal, ManCITY ist überall. Die Stimmung war natürlich prächtig. Gegner Queens Park Rangers brachten den vollen Support mit, rund 4.400. Für die Rangers ging es um den Klassenerhalt, man brauchte immerhin einen Punkt, ManCITY schlichtweg einen Sieg. Aber, ManCITY ist die beste Heimmannschaft und QPR hat die mieseste Auswärtsbilanz, was konnte da schon schiefgehen? CITY begann verhalten, nur am Anfang keinen Gegentreffer riskieren. Da QPR auch nicht wollte, wurde es schnell übersichtlich und die Stimmung litt etwas. Leben kam dann in der 20. Minute, als die Führung von Manwho? in S`land bekannt wurde und tatsächlich, die Hausherren legten einen Zahn zu und Pablo Zabaletta markierte in der 38. Minute das 1:0, nach Zuspiel von Yaya Toure. Es stand 1:0 und alles lief nach Plan, man begann zu feiern. "We win the glory league" dröhnte es durch den Ground und alles war in Butter. Auch schien mit Beginn der zweiten Halbzeit alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Toure wurde durch Nigel de Jong ersetzt, aber CITY war weiterhin am Drücker. Urplötzlich fiel das 1:1, ein Fehler von Lescott bescherte den Ausgleich und die Rangerfans hatten in den kommenden Minuten die Szene voll im Griff. Auch die mehr als verdiente rote Karte für Joey Barton / QPR brachte keine Wende, im Gegenteil. Nach einem weiteren Aussetzer der Abwehr erhöhten die Gäste gar auch 1:2 und lähmendes Entsetzen machte sich breit. Die Gesänge erstummten, man war schlichtweg sprachlos. Mit jeder weiteren Minute wurde die Verzweiflung größer und spürbarer, erwachsene Männer und Frauen begannen leise zu wimmern, Kinder heulten schonungslos. Jeder verfluchte den Tag, an dem er CITYfan wurde. Warum, warum, warum? Würde man denn nie aus dem Schaten von Stretford springen, bleiben denn die Roten immer vorne? Die Auswechslungen waren logisch, der blasse Tevez und Barry gingen, Balotelli und Dzeko brachten frischen Schwung. In der 85. Minute war es soweit, die Supporters gaben auf und sangen voller Wehmut die Hymne von ManCITY schlechthin: "Blue moon, if you saw me standing allone, with no hope in my heart, with no love of my own !". Es war Gänsehaut pur, aber erst das Vorspiel für die verrücktetsten 133 Sekunden in der Geschichte von ManCITY. 92. Minute, David Silva tritt die Ecke:
Dzeko köpft das 2:2. Irgendein Trottel hatte erzählt, bei S´land gegen Manwho? steht es jetzt 1:1 und der Ausgleich hätte so den Titel bedeudet. Die Lähmung wich der Ekstase, der Ground hob ab. Niemand konnte das Gerücht bestätigen, denn rund 133 Sekunden später markierte Sergio das 3:2, beide Tore fielen in "meiner" Kurve, Waaaaaahhhhhnnsinn !!!!!!. Die folgenden Szenen waren unbeschreiblich, Sergio rannte auf "uns" zu, drehte aber nach rechts ab, und ließ sich feiern:
Es waren noch rund eine Minute zu spielen, die Meisterschaft perfekt. Der Mann links von mir zerquetschte mich fast, Freudentränen vermischten sich, sein Sohn von ungefähr zehn Jahren "flüchtete" über die kleine Mauer vor uns. Alles war außer Kontrolle, das Stadion glich einem gewaltigen Bienenstock, es war ein einziges Brüllen und ein einziger Jubel. Es gab keine Gesänge mehr, jeder machte sich Luft in fast unmenschlichen Geräuschen. Dann der Schlußpfiff und der Sturm begann.
Ich hatte eigentlich nur ein Ziel, die wunderschön gestickte Eckfahne auf der Stange vor mir. Rund fünf Meter Luftlinie trennten mich vom Objekt, dazwischen war eine kniehohe Mauer, eine hüfthohe elektronische Anzeigetafel und davor jede Menge Ordner. Die Ordner wichen irgendwann dem Druck, die kleine Mauer kein Problem. Die ersten rund dreißig Supps stürmten achtlos an der Fahne vorbei, Richtung Trainerbank. Meine Stunde schien zu kommen, leider hatte irgendein englischer jugendlicher Fan die gleiche Idee. Es war einfach schneller, mit einem Meter Vorsprung packte er die Stange und schwenkte es wie eine Fahne und rannte davon. Scheiße, aber die andere Fahne stand noch. Also pirschte ich mich in die andere Ecke und hatte auch da Pech. Ein Platzwart packte das Ding meiner Begierde und verstaute es sorgfältig in seinem Raum, solche Knicker. Und das beim reichsten Club der Welt. Egal, ich machte Bilder:
Irgendwie begann sich das Spielfeld wieder zu leeren, per Lautsprecher forderte man zum Verlassen des "pitch" auf, denn nur dann kann die eigentliche Übergabe und Feier stattfinden. Also trollten wir uns wieder zurück auf unsere Plätze.
Es war friedlich, keiner riß Rasenstücke heraus, keiner schnitt Tornetze zusammen oder man zerbrach gar ein Tor. Szenen wie in Dortmund und später in Düsseldorf waren keine zu sehen, obwohl auch hier ein freudiges Ereignis anstand. Irgendwie sind wir Deutschen schon beim Feiern die größeren Gewalttäter geworden. Jetzt begann der Aufbau für die Feier und das eigentliche Feiern begann. Mehr darüber im nächsten Blogg.
CITY - only footballteam to come from Manchester
RaMü
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