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Meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland,

dieser Blog ist all jenen unbekannten und begeisterten Fußballfans gewidmet, welche in unerschütterlichem Glauben an ihren Verein alles geben. Sie füllen die Stadien unserer wiedervereinigten Republik mit Tatendrang und Energie, mit Gemeinsamkeit und Zusammenhalt. Diese positiven Eigenschaften zeichnen diese großartige Minderheit in unserem Lande aus, ihnen gebührt Anerkennung und Respekt. Vor Hochachtung verneigen wir uns vor jenen Vielfahrern, welche Woche für Woche unsere Straßen und Bahnen benutzen und so einen wertvollen Beitrag zu deren Erhalt leisten. Drum halten wir es mit dem weisen Spruch: "Mattscheibe ist out, ins Stadion geht`s in !". RaMü - Fußballsupport since 1959.

Freitag, 22. Januar 2010


Hallo Blaue,
neulich habe ich in meiner Ticketsammlung gestöbert und dabei in allerlei Erinnerungen geschwelgt. Dabei geriet mir mein erstes Ticket von ManCITY in die Hände und natürlich musste ich das Schmuckstück sofort in den Blog reinsetzen. Ich geb´s ja zu, ich möchte damit auch zeigen, daß meine Wenigkeit schon schon zu ManCITY pilgerte, bevor die große Geldschwemme die Insel erreichte. Die Organisation dieser Reisen war viel aufwendiger und umständlicher. Die Anreise erfolgte oft mit dem Auto, mehrmals per Bahn und in ganz seltenen Fällen mit dem Flugzeug. Die Preise waren damals relativ hoch und wurden erst im Zeitalter der so genannten "Billigflieger" erschwinglich. Schon das Herausfinden eines Spielplanes war umständlich. Jeder interessante Verein wurde vor Saisonbeginn einzeln per Post angeschrieben, dem ausgefüllten Rückantwortbriefbogen eine englische Briefmarke aufgeklebt. Diese Marken wurden dann bei den Trips immer wieder gekauft, für das nächste Mal. Ab und zu kaufte man sich in einem Kiosk im Stuttgarter Hauptbahnhof das englischsprachige "Match". Es war damals das einzige Heft, das man kriegen konnte, vergleichbar mit dem "Kicker". Fuhr man mit Freunden mit dem Auto auf die Insel, buchte man im Reisebüro ein Ticket der Fährgesellschaft. Manchmal verließ man sich auf sein Glück und stand dann in der Reihe zur Auffahrt der Fähre und zahlte dort in bar. Wir benutzten immer diesselbe Route. Von Calais in Frankreich dauerte die Überfahrt eine starke Stunde bis man die weißen Kreidefelsen von Dover sah. Speziell bei der Morgenfähre war dieser Anblick immer toll, hoch oben wachte das ehrwürdige Dovercastle über die See. An eine Fahrt erinnere ich mich mit Grausen, die Anfahrt nach Calais per Bahn war noch pünktlich, aber schlechtes Wetter verzögerte die Abfahrt der Fähre um über 24 Stunden. Wir fanden eine Kneipe zum "Übernachten" und der folgende Tag war fürchterlich, Auspennen am Strand entfiel, schließlich war Dezember. Von Dover mit dem Auto, zumeist nach London, ist auch kein Zuckerschlecken, die Ringautobahn ist riesig und das Linksfahren nicht jedermann Sache. Einfacher war da echt der Zug, an der Victoria Station war dann Schluss. Tickets für die Spiele wurden damals noch in guter, alter Sitte direkt am Stadion gekauft. Bis Ende der achtziger Jahre gab es Papiertickets nur für Sitzplätze. Wer einen Stehplatz wollte, bezahlte am Drehkreuz und drin war man. Wer aus dem kompletten Stadion wieder raus musste, durfte später erneut blechen. Aus diesem Grund umfasst meine Sammlung eigentlich wenig Tickets, am Anfang war striktes Sparen angesagt und so war zumeist ein Stehplatz höchste Pflicht. Als Erinnerung kauft sich der Engländer das jeweilige Match Programme, ich also auch. Über Spielverlegungen erfuhren wir erst, als wir die Zeitungen studierten. Später gingen wir zu Ticketvorbestellungen über, da die Stadien meist gut voll waren. Hier wurde in Deutschland Geld gewechselt, die Scheine dem Bestellformular beigelegt. Man betete, bis die Tickets dann nach ungefähr zwei bis drei Wochen später im Briefkasten lagen. Übernachtungen erfolgten in recht bescheidenen Räumen, London war damals schon schweineteuer. Oftmals mieteten wir uns eine Bude unter dem Schrägdach, oft pennten zusätzliche "Untermieter" auf dem Boden. Ich könnte unglaubliche Geschichten erzählen, aber das würde den Rahmen schlichtweg sprengen. Irgendwann bin ich dann auch an der Maine Road in Manchester gelandet. Das Spiel gegen die Wolves war aber nicht mein erstes Match von ManCITY. Irgendwie war ich sofort von dem Club gepackt. Die große Zeit von ManU stand erst noch an, aber schon damals waren die "Citizen" der "Underdog". Eingepfercht zwischen Wohnblocks, lediglich eine Seite war geebenet, er diente als Parkplatz, bot der alte Kasten echtes Stadionfeeling. Mehrmals umgebaut, jeder Tribüne wieder anders und für sich, von Ästhetik keine Spur. Wenn möglich besuchte ich Spiele gegen Leeds United. Da war die Stimmung am besten, aber auch am aggressivsten. Bei einer Heimpleite gegen Huddersfield Town an einem verregneten Ostermontag erlebt ich englische Hooligans live, ich war schlichtweg beeindruckt. Zwar saß ich im Bus in der oberen Etage und hatte sozusagen einen Logenplatz, aber irgendwann musste man ja wieder raus. Gott sei Dank verflüchtigte sich das Geschehen mit jedem Meter in Richtung Innenstadt. Pleiten sah ich zuhauf, am besten ist die 0:4 Niederlage gegen den FC Liverpool in Erinnerung, ein junger Waliser mit dem klangvollen Namen Ian Rush erzielte die Treffer und Kenny Dalglish wirbelte auf der Außenbahn. CITY konnte dieser Power nicht stand halten, aber Liverpool war damals auch europäische Spitzenklasse. Mein nördlichste Match auf der Insel war in Dundee, also Schottland. Es war richtig kalt, wie der Winter an Schottlands Küste halt so ist. Das Spiel gegen den FC Aberdeen endete 1:1, und ich fiel damals wieder auf. Ich bezahlte mein Ticket mit einem Geldschein aus England, die Queen grinste dem Kassierer entgegen. Dieser, ein Schotte durch und durch, verweigerte die Annahme. Also kaufte ich in einem Laden eine Kleinigkeit, das Wechselgeld beinhaltete auch Scheine. Und siehe da, jetzt lächelte mich die schottische Queen Maria Stuart an. Ich wollte es wissen, reihte mich in der gleichen Schlange an der Kasse wie vorhin wieder ein, und konnte ohne Probleme das Drehkreuz passieren. Sachen gibts. Irgendwann möchte ich wieder nach Schottland, kein Mensch versteht die Leute, aber Fußball versteht jeder. Jetzt, im Zeitalter von Internet&Co ist alles viel einfacher, nur ein paar Mausklick entfernt. Jetzt ist alles viel toller und schöner, oft aber auch unpersönlicher. Denn mit Onlineticket wäre mir die Zurückweisung in Dundee nicht passiert !
Always a true Blue
RaMü

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